Unglaublich aber wahr! Seit Freitag sind wir stolzer Besitzer eines ferrariroten Fiat Palio 1.2 EL. Aber abgesehen von der Farbe und der Herkunft sind das schon alle Gemeinsamkeiten. Dafür kostet er kaum Versicherung (Vollkasko 20 EUR im Monat!), ist nur fünf Jahre alt und hat erst 74.000 km auf dem Tacho. Das ist für hiesig Verhältnisse quasi ein Neuwagen.
Aber nun mal zum interessanten Teil des Freitagmorgens. Wir hatten uns um acht Uhr mit der Verkäuferin bei meinem Kollegen Donald verabredet, da er wiederum einen netten Bekannten hat, der uns ein wenig bei der Prozedur der Anmeldung oder besser Ummeldung auf meinen Namen helfen wollte. Dank des Verkehrs in und um Kapstadt zu dieser Uhrzeit, kam die Verkäuferin erstmal 30 Minuten später. Als wir dann vollzählig waren ging es zunächst los Richtung Prüfstand, denn man benötigt ein sogenanntes road-worthy certificate (RWC) um ein Auto anmelden zu können. Das ist so ähnlich, wie unser TÜV, muss aber nur gemacht werden, wenn man das Auto zum ersten Mal auf seinen Namen anmeldet. Ergo - wenn ich das Auto 20 Jahre behalte, schaut es sich niewieder jemand an. Das ist ein wenig schizophren, denn ich muss auch jedes Jahr meine Lizenz erneuern, also so eine Art Steuer bezahlen. Den technischen Zustand prüft aber niemand mehr. Andere Länder, andere Sitten... deshalb darf man hier auch nur 120 km/h auf der Autobahn fahren. Mal abgesehen davon, dass es wegen diverser Fußgänger auch nicht ungefährlich ist.
Das RWC hat ganze 10 Minuten gedauert, wohl auch dank dem netten Bekannten, den Donald mitgebracht hatte. Dieses Papier für ca. 28 EUR in der Tasche, ging es dann weiter zum licensing department. Und dann ging das Spiel los!
Zunächst aber erstmal folgende verschärfte Rahmenbedingungen:
1. Das Auto war vorher von der Verkäuferin über eine Bank finanziert und auf Ihren Vater zugelassen. Dieser war glücklicherweise ebenfalls anwesend und hatte auch die Papiere von der Bank mitgebracht, dass das Auto nun abbezahlt ist und damit frei zum Verkauft steht.
2. Ich bin Ausländer.
Die Prozedur sollte wie folgt ablaufen: Der Wagen sollte zunächst auf den Namen des Vaters der Verkäuferin überschrieben werden, da die Bank während der Finanzierung als Eigentümer eingetragen war. In einem zweiten Schritt sollte dann das Auto von dem des Vaters auf meinen Namen übertragen werden. Soweit so gut.
Leider stellte sich heraus, dass dem Vater ein bestimmtes Papier fehlte, dass die Bank ihm hätte aushändigen müssen; jedenfalls laut Aussage der Dame im department. Der jedoch versicherte, dass die Bank gesagt hätte, das wäre alles, was er benötigt. Nach einigem hin und her fuhren die Verkäuferin Karin und Ihr Vater erstmal in die Stadt zu der nächsten Niederlassug der Westbank (über die wurde die Finanzierung abgewickelt) um dieses blöde Papier zu bekommen. Das dauerte dann erstmal eine geschlagene Stunde. In der Zwischenzeit stellte sich dann heraus, dass ich als Ausländer auch erstmal einen zusätzlichen Antrag ausfüllen mußte und für diesen zwei Passbilder brauche. Aha... Also ging es mit Donald zur nächsten Pharmacy, denn dort kann man hier in Südafrika überall Passfotos machen lassen. Als wir dann gegen 12:00 Uhr alles zusammen hatten, fuhren wir wieder zur Zulassungsstelle wo ich dann nach fünf Formularen und ca. 37 EUR später endlich registrierter Eigentümer meines ersten Autos hier in Südafrika wurde!
Auch wenn ich fast glaube, dass das in Deutschland sicherlich unter diesen Bedingungen auch nicht einfacher gewesen wäre, sehe ich nun unsere Bürokratie im weltweiten Vergleich nicht mehr soweit hinten :-)